Dieser Artikel ist eine Rückschau auf die Fachtagung Selbstbestimmung, die die BiWak am Donnerstag dem 17.09.2020 von 09.30 bis 16.30 Uhr im Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer durchgeführt hat.
Ursprünglich sollte das Tagesseminar unter der Leitung des Heilpädagogen, Trainers und Autors Erik Bosch früher im Jahr stattfinden. Jedoch coronabedingt musste die interaktive Fachtagung, Selbstbestimmung?
Die Wichtigkeit der Methodik des hermeneutischen Kreises, auf den oben genannten Termin in den Frühherbst verlegt werden.
Das Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer war der geeignete Ort für die Veranstaltung. Es ist barrierefrei, bietet genug Platz und verfügte über ein angemessenes Hygienekonzept. Auch für gute Stärkungsmöglichkeiten der SeminarteilnehmerInnen war gesorgt.
Erik Bosch machte den SeminarteilnehmerInnen folgendes Angebot: „Menschen mit einer geistigen Behinderung und/oder psychiatrischen Herausforderungen oder Menschen in der Jugendhilfe sind sehr abhängig von der Art und Weise, wie Betreuer*innen ihnen begegnen. Sind sie in diesem Kontext in der Lage über ihr Leben selber zu bestimmen? Möchten Sie als Betreuer*in mit ihnen tauschen?
Hier geht es auch um die Frage, ob der Klient/die Klientin mit seinen/ihren Belangen (tatsächlich) im Fokus der Betreuung steht oder ob andere Punkte Einfluss nehmen. Das erfordert eine bestimmte Grundhaltung. Das heißt auch: es benötigt einen sehr deutlichen Betreuungsstill. Dieser Betreuungsstill wird umso wichtiger, wenn es Spannungen zwischen Selbstbestimmung und ihren Grenzen gibt.
Im Rahmen der Grundhaltung der Betreuer*innen ist die kritische Selbstreflexion ein sehr wichtiger Aspekt.
Die Methodik des hermeneutischen Kreises:
Kennen wir den/die Klient*in – professionell gesehen – gut (genug)?
Als Teilnehmer*in der Fachtagung lernen Sie die Methodik des hermeneutischen Kreises kennen und praktisch anwenden.
Mit Hilfe dieser Methode werden Sie in der Lage sein, Ihre(n) Klient*in (noch) besser zu verstehen. Es ist eine Methode, die Sie gut im Team sowie in der Organisation implementieren können. Intensiv wird auch auf das Thema Grundhaltung und dem damit verbundenen Betreuungsstil eingegangen, der benötigt wird, um Menschen mit einem niedrigen sozial-emotionalen Niveau oder Menschen „mit Verhaltensauffälligkeiten“ angepasst begegnen zu können. Die Anwendung der Methode des hermeneutischen Kreises führt zudem dazu, dass sich die Beziehungen im beruflichen Kontext verbessern werden. Wichtig ist: Alles ist Beziehung. Aber: keine Beziehung ist leider auch eine Beziehung!“
Als ehrenamtliche Peerberaterin der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung im Kreis Kleve konnte ich das Seminar zum Thema Selbstbestimmung selbst auch besuchen. Sicherlich war ich nicht die einzige TeilnehmerIn, der die Hermeneutik zumindest als Methode der qualitativen Sozialforschung ein Begriff war. Die Hermeneutik als eine Methode des Verstehens und der Verständigung ist mehr als ein Werkzeug qualitativer Forschungssettings. Denn ausgearbeitet zur Methode des hermeneutischen Kreises für Heilpädagogen und in der Jugendhilfe ist Hermeneutik Handlungskonzept, das über Verständigungsprozesse die Selbstbestimmung von Menschen mit geistigen Behinderungen und Jugendlichen fördert.
In einem Video über seine Arbeit, das man auf seiner Webseite findet, erzählt Erik Bosch, dass er die Methode des hermeneutischen Kreises seit 1999 verwendet und Hermeneutik als „Interpretationskunst“ bezeichnet.
Es ist auch eine Kunst, Kunst im Sinne von können eine Methode wie den hermeneutischen Kreis an einem Tag mit seinen Erfordernissen und Möglichkeiten lebenspraktisch und inspirierend zu vermitteln. Wir SeminarteilnehmerInnen durften diese vermittlungskunst am 17.09.2020 genießen, weil Erik Bosch eine angemessen vielseitige Seminarstruktur angeboten hat.
Wir konnten jeder Zeit Fragen stellen. Wir hatten genug Zeit und Raum uns in Gruppenarbeit miteinander auszutauschen. Es gab anschaulich dargestellte Interpretations- bzw. Verständigungsverläufe zu unterschiedlichen Lebensthemen, z.B. Familiengründung von Menschen mit geistigen Einschränkungen. Die Gespräche, die Erik Bosch mit Frosch führte und die Geschichten von Frosch waren mehr als nur unterhaltsame Einsprengsel für das Seminar, obwohl Frosch ursprünglich „nur“ eine Figur aus einem Kinderbuch von Erik Bosch ist.
Mein persönliches Erleben war, dass ich als vollblinde Seminarteilnehmerin dem thematischen Bogen in allen Punkten folgen konnte. Dass ich das Seminar so wie eben beschrieben erlebt habe, habe ich Erik Bosch am Ende auch als Rückmeldung gegeben.
Weil Erik Boschs Seminar für die TeilnehmerInnen vielseitig inspirierend, professionell und Lebensnah war, freuen wir uns, dass am 16.09.2021 ein weiteres Seminar mit Erik Bosch von der BiWak angeboten werden kann. Die Einladung dazu ist im Veranstaltungsprogramm der BiWak enthalten. Einen Artikel mit der Einladung wird es zeitnah auch in diesem Blog geben.
Informationen zur Arbeit von Erik Bosch auch in Kooperation mit Ellen Suykerbruyk sind auf der oben genannten Webseite. Dort ist auch ein Onlineshop mit den Büchern und Produkten der beiden.
Christiane Quenel I. A. Bildungs- Wissensakademie der Lebenshilfe Gelderland